Kurzinhalt:
Einen alten, griesgrämigen Mann als Nachbar zu haben dürfte nichts ungewöhnliches sein, aber Mr. Nebbercracker ist schon ein Extremfall: So verscheucht er nicht nur wild gestikulierend jedes Kind welches seinem Haus zu nahe kommt, nein er sackt auch alle Gegenstände ein die auf seinen Rasen gelangen. So wie Ketchups (ja, das ist hier ein Name und keine Soße ^^) Basketball, den sein Freund DJ zurückholen möchte. Natürlich taucht prompt Mr. Nebbercracker auf und erleidet bei einer Rangelei mit DJ einen Herzinfarkt. Zum Leidwesen der Jungen fangen die Probleme in Abwesenheit des Nachbarn erst richtig an. Denn sein Haus scheint plötzlich ein Eigenleben zu führen, was allerdings den beiden Buben niemand glaubt. Als das bösartige Gemäuer schließlich fast die kleine Jenny "verschluckt", sehen sich die Kids gezwungen zu handeln: Gemeinsam hecken sie einen Plan aus und stellen sich der furchteinflößenden Bude von gegenüber. Schließlich steht Halloween vor der Tür und dann wären alle Kinder des Viertels in großer Gefahr...
Meine Meinung:
Die 80er Jahre haben außer schrecklichen Klamotten und Frisuren sowie kultigen TV-Serien ("A-Team", "MacGyver" und Co.) noch mehr hervorgebracht. An der Filmfront gab es nämlich in dieser Zeit einige wirklich gute Familienfilme, in denen clevere Kids die unglaublichsten Abenteuer erlebten und Erwachsene höchstens belächelnswerte Nebenrollen hatten ("Explorers", "Der Flug des Navigators", "E.T." u.s.w.). Der bekannteste Vertreter dieser Gattung dürfte wohl Richard Donners "Die Goonies" sein, welcher natürlich in meiner DVD-Sammlung längst einen Ehrenplatz eingenommen hat.

Wer sich das Feeling dieser Filme zurückwünscht wird nun mit "Monster House" prima bedient - diesmal allerdings in CGI!
Nach der erfolgreichen Erprobung im "Polarexpress" (hab ich leider noch nicht gesehen) wird erneut die Motion-Capture-Methode eingesetzt, um den menschlichen Figuren im Film möglichst realistische Bewegungsabläufe zu spendieren. Im Spielebereich ist diese Technik freilich ein alter Hut, im CGI-Film kam sie dagegen in dieser professionellen Form bisher nicht zum Einsatz (warum auch wenn hauptsächlich Tiere oder Spielzeuge animiert wurden). Nun, eines lässt sich ganz klar sagen: Für "Monster House" hat sich die Arbeit absolut bezahlt gemacht. Lebensechte, butterweiche Animationen und ganz und gar nicht künstlich wirkende Mimik hauchen den Figuren Leben ein, zudem lassen sich mitunter erfreulich detailierte Gesichter erblicken. ZU realistisch sollten die Menschen hier ganz offenbar NICHT wirken, eine weise Entscheidung würde ich sagen, denn so erhält die Optik ihren ganz eigenen Stil und Charme. Leider muss ich aber EINE dicke Rüge erteilen: Die Haare der Charaktere sind meiner Meinung nach ziemlich misslungen. Ich erwarte keine "Final Fantasy"-Animationen, aber hingeklatschte Knetmasse (so sehen die Haare für mich aus) wirkt einfach nur rückständig und passt auch nicht zur sonst so liebevollen Optik. Schade, fällt doch dieses Manko logischerweise den ganzen Film über ins Auge. Da erwarte ich einfach mehr. Kein Grund zur Klage bieten dagegen die Umgebungsgrafiken, die sich stimmig ins Gesamtkonzept einfügen.
Sehr gut gefallen hat mir übrigens die Kameraarbeit, die mit einigen wirklich schönen Einstellungen und Spielereien aufwarten kann. Da gibt es Szenen die einfach nur klasse rüberkommen und in einem Realfilm wohl niemals so beeindruckend ausgefallen wären. Überhaupt ist die Entscheidung FÜR Computeranimation zu begrüßen, denn das Haus von Mr. Nebbercracker in real lebendig werden zu lassen wäre definitiv ein schwieriges Unterfangen gewesen - dagegen lässt sich aus Pixeln eben alles formen was man sich nur wünscht.
Die Story von "Monster House" ist absolut okay, bietet jedoch auch nicht wirklich etwas besonderes. Positiv ist wie schon gesagt das Feeling, das der Film rüberbringt und das einen unweigerlich an "Die Goonies" und Konsorten denken lässt - ohne freilich deren Kultstatus je erreichen zu können. Die erste Hälfte des Films ist am interessantesten und bietet auch die meisten humorvollen Szenen. Diese sind fast immer gelungen und nur DJs Sidekick Ketchup ging mir irgendwann etwas auf den Geist mit seiner Blödheit. Trotz der Gags (göttlich wie am Anfang DJs Mutter ihren Mann im Auto nervt!) vergisst "Monster House" natürlich nie dass sein Titel Programm ist und so kommt der Gruselfaktor - zumindest für die kleinen Zuschauer - ebenfalls nicht zu kurz. Dazu noch die Tücken der Pubertät und der Kampf mit ungläubigen Erwachsenen (Babysitterin, Cops), mit denen die beiden Protagonisten konfrontiert werden.. also an Themen bietet der Film genügend Stoff. Ärgerlich nur dass die zweite Hälfte, die sich auf den Kampf mit dem Haus konzentriert, ein wenig schwächelt. Für ältere Zuschauer (sprich: alte Säcke wie mich *lol*) fehlt da irgendwo noch der gewisse Kick, keine Ahnung wie ich das beschreiben soll.
Die deutschen Stimmen der Charaktere - diesmal keine Promis *g* - passen gut und geben keinen Anlass zum meckern. Im Original waren für die Synchro u.a. Steve Buscemi und Kevin James zuständig. Ach ja, als ausführende Produzenten werden übrigens Steven Spielberg und Robert Zemeckis gelistet - ein bisserl merkt man "Monster House" deren Mitwirkung auch an. ^^
Fazit:
"Monster House" hebt sich in angenehmer Weise von den sonst üblichen, "tierischen" CGI-Filmen ab, mit dem aufwendigen Motion-Capturing treibt man das Genre sogar einen wichtigen Schritt voran. Der ganz große Wurf ist Regisseur Gil Kenan zwar nicht gelungen, dazu fällt die Geschichte einfach nicht originell und packend genug aus, aber seinen Spaß hat man bei diesem Film trotzdem. Sympathische Figuren, größtenteils gelungene Technik, passender Humor und eine teils schaurig-schöne Atmosphäre - für einen netten Kinoabend wird genug geboten.
P.S. Wie üblich kann ich mich wieder nur wundern warum viele Leute bis kurz vor Ende brav im Kinosaal verharren und dann abhauen ohne sich den Schluß des Films anzusehen. Wenn Dummheit weh tun würde...
P.P.S. Für die Playstation2 und den Gamecube ist das passende Spiel zum Film erschienen, bewertet wurde es mit je 74% (Maniac) sowie je 59% (Gamepro) - also nach alter Tradition ein Filmlizenz-Game eher für die Tonne als für die Konsole.